Hans Fischer wurde am 18.5.1896 als Sohn eines Baustoffunternehmers in Bad Kösen geboren. Den Namen seiner Geburtsstadt fügt er später seinem Geburtsnamen bei.
Schon als Kind zeichnet er sehr viel. Sein Zeichentalent wird ihn zum wichtigsten und produktivsten deutschen Werbefilmer, zu einem Poeten des Sachtrick- und Zeichentrickfilms werden lassen.
Hans Fischer studierte drei Jahre an der Leipziger Akademie für Graphische Künste und experimentiert bereits 1916 mit der „Animation“ seiner Karikaturen. In diesen Jahren ist der Trickfilm noch völlig unbekannt.
Am ersten Weltkrieg nimmt er als dienstverpflichteter einfacher Fernmelder im Generalstab teil.
1919 produziert Fischerkoesen seinen ersten Trickfilm, „Das Loch im Westen“, dessen Thema die Schieberei im krisengeschüttelten Nachkriegsdeutschland ist.
1921 entsteht sein erster gezeichneter Werbefilm, „Bummelpetrus“, den er im Auftrag einer Schuhfirma herstellt. Im selben Jahr richtet er in Leipzig sein erstes Studio ein und arbeitet ab 1923 mit dem Berliner Produzenten Julius Pinschewer zusammen. Von 1927 an produziert Fischerkoesen in Berlin-Charlottenburg und lieferte über die Epoche-Film Werbefilme an die Ufa.
1930 kommt es zu einer festen vertraglichen Vereinbarung mit dem Konzern, der ihm den Zugang zu seinen tricktechnischen Laboreinrichtungen ermöglicht. Über die Ufa-eigenen Kinos gelangen Fischerkoesens Filme an ein breites Publikum. Obwohl Fischerkoesens Filme nicht von der NS-Ideologie eingefärbt sind, reproduzieren sie doch die traditionellen Geschlechtsrollen-, Kultur- bzw. „Rassen“-Stereotype und Exotismen. Seine „Produktdramen“ sind nun zunehmend den Geschichten des Unterhaltungsfilms entlehnt – ein Hinweis darauf, daß der Werbefilm zunehmend seine Referenzen innerhalb des Systems „Film“ selbst sucht.
Im Vordergrund steht weiterhin nicht die Werbebotschaft, sondern eine spannende Geschichte.
Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wechselt die Werbefilmbranche in
Deutschland mehrheitlich zum Propaganda-Film über. Fischerkoesen
beteiligt sich jedoch daran nicht und produziert eine Reihe von
Märchentrickfilmen.
1940 verlegt er
seinen Firmensitz nach Potsdam – er arbeitet nahe am Studiogelände der
Ufa, für deren Kulturfilm-Abteilung er Tricksequenzen realisiert, so
für Walter Ruttmanns „Im Zeichen des Vertrauens“ (1938, für
Bayer-Leverkusen) und „Schiff in Not“ (1940). Während des Krieges
stellt das Studio u.a. für das Oberkommando der Wehrmacht
Tricksequenzen für militärische Lehrfilme her.
1945 beschlagnahmt die Rote Armee die Einrichtung des Potsdamer Werbefilmstudios, Fischerkoesens technische Geräte werden demontiert.
Während
ein Teil seiner Mitarbeiter in den Westen geht, wird Hans
Fischerkoesen zusammen mit seinem Chefzeichner Rudolf Bär im NKWD
Speziallager Sachsenhausen interniert.
An
die Wände des Lager-Kartoffelkellers zeichnet Fischerkoesen „al fresco“
einen Fries mit badenden und duschenden Kartoffelfiguren und anderem
vermenschlichtem Gemüse, das sich gegenseitig abschrubbt und kindlich
neckt. Das Potsdamer Studio produziert unterdessen einige Werbefilme
für die 1946 gegründete DEFA.
Nach
seiner Entlassung 1948 wechselt Fischerkoesen in die französisch
besetzte Zone – nur dort dürfen Werbefilme im Kino gezeigt werden. Ein
Jahr später richtet er mit Hilfe des Kredits eines Düsseldorfer
Seifenfabrikanten zunächst in Schloß Marienfels bei Remagen ein Studio
ein, dann schließlich bezieht die Firma die von Kamphausensche Villa bei
Bad Godesberg.
In den Fünfziger
Jahren beschäftigt das Studio bis zu 60 Mitarbeiter. Da es in
Westdeutschland zunächst kein Farbkopierwerk gibt, läßt Fischerkoesen
seine Filme in Berlin kopieren. Begünstigt durch Wiederaufbau, freie
Marktwirtschaft und die weitverbreitete Konsumorientierung blüht auch
die Werbefilmbranche, und Fischerkoesen wird der erfolgreichste und
populärste Werbefilm-Produzent in Westdeutschland.
Bis zur Einführung des Fernsehens, das die Produktionsbedingungen der Fischerkoesen Film gravierend verändert, bleibt die gut eingespielte, direkte Zusammenarbeit zwischen Auftraggebern und Studio bestehen. Das neue Medium verlangt jedoch kürzere Formate, das Produkt muß schneller ins Spiel gebracht werden. Fischerkoesens Werbeerzählungen und Minidramen müssen sich zunehmend gegen einfachere Formen behaupten, die unvermittelt Werbebotschaften und Slogans transportieren.
Eine neue Aufgabe findet das Studio in den Sechziger Jahren durch die Entwicklung von bewegten, graphischen Sender-Emblemen, mit denen die ARD ihre Programme ankündigt.
Das Logo des in den sechziger Jahren konzipierten frechen „Fern-Seehundes“ Onkel Otto hält sich als Pausenmaskottchen des Hessischen Rundfunks bís heute.
Hans Fischerkoesen starb am 23.4.1973.
Sein Sohn Hans M.Fischerkoesen führt das modernisierte Unternehmen, das sich auf computeranimierte Wissenschafts- und Industriefilme spezialisiert hat, fort.