… hat der Bergrat der Stadt die Sole gebracht

Johann Gottfried Borlach wurde am 24. Mai 1687 in Dresden geboren. Er war ein Leben lang Autodidakt, der jede Bildungsmöglichkeit nutzte. So lernte er zunächst den Tischlerberuf wie sein Vater und erhielt den ersten wissenschaftlichen Unterricht von namhaften Persönlichkeiten seiner Zeit, zu denen der Hofmechanikus Gärtner, D. Klöppel und der Hofmaler Fehling zählten. Aber auch der Hüttenmann Mollwitz, bei dem er Chemie studierte, sowie der Baumeister Martin Heinrich Böhme gehörten zu seinen Lehrern.

Die Widerlegung des Beßlerschen Perpetuum mobile hat Borlachs Namen in der wissenschaftlichen Welt bekannt gemacht. Borlach wurde so durch Vermittlung von bedeutenden Persönlichkeiten als Hofmodellierer am Dresdner Hof eingestellt. Er erwarb sich die Gunst des Königs von Polen, August des Starken, der auch seine vielseitigen Kenntnisse zu schätzen wusste. Deshalb wurde er ab 1718 neben anderen sächsischen Offizianten mit der Reform der polnischen Salzbergwerke betraut. Dort hatte er großen Erfolg bei der Suche nach Steinsalz.

Nachdem Borlach gründliche Erfahrungen gesammelt und geologische Studien betrieben hatte, machte er sich auf Reisen durch Böhmen, Österreich, Ungarn und andere Gebiete, um seine Hypothese, ,,es müsse das Salzgebirge sich überall gleich seyn“, zu bestätigen. Über die Ereignisse seiner Reisen berichtet er 1727 und stellte dabei die ,,Borlachsche Regel“ auf, welche besagt : ,,Ein solches Gebirge, als dasjenige ist, in welchem man an anderer Orten gräbet, findet sich an vielen Orten in Sachsen. Wo Salzquellen sind, spührt man solches Gebirge, und die Salzquellen kommen aus demselben hervor. Soole ist ein Wasser, welches durch Salzgebirge gegangen ist, sich in selben gesalzen hat und mit dem Salze hervor kommt.“

Ab 1724 arbeitete er am Aufbau der später bedeutendsten sächsischen Salinen. Er ließ neue Salinestätten in Artern, Kösen und Dürrenberg errichten.

Teile dieser Salinen sind heute noch in Bad Kösen und Bad Dürrenberg vorhanden. Den Weg der Sole kann man in Bad Kösen noch gut nachvollziehen. Das Radhaus, das Kunstgestänge , sowie der Soleschacht sind noch erhalten. Das 320 m lange Gradierwerk dient heute dem Kurwesen.

Von 1743 bis 1750 wurde Borlach als königlicher Administrator unter August III. über die Gruben Wieliczka und Bochnia eingesetzt. Sein Name taucht aber nicht nur in den Aufzeichnungen polnischer Salzbergwerke auf, sondern auch auf Listen des Warschauer Bauamtes als Architekt.

Johann Gottfried Borlach ist am 4. Juli 1768 im Alter von 81 Jahren in Kösen gestorben.


Auszug aus der Belegarbeit: „Von der Sole zum Speisesalz – die Entwicklung des Salinewesens in Artern durch Johann Gottfried Borlach“, Anne Kielhorn, Albert-Schweitzer-Gymnasium Erfurt 2002