Ja, eigentlich müsste sich Gottlieb Wagner bei den Naumburgern bedanken.
Man
schreibt das Jahr 1348. In den Überlieferungen geht man davon aus, dass
während der Belagerung der Burg wahrscheinlich ein Pulvergeschütz zum
Einsatz kam, was in dieser Zeit noch nicht so geläufig bei der
Kriegsführung war.
Egal, ob Kanone oder auch nicht, auf jeden Fall brannte die Burg zum ersten Mal nieder.
Knapp
hundert Jahre später wurde die Rudelsburg 1450 im Sächsischen
Bruderkrieg zwischen Friedrich und Wilhelm von Sachsen belagert und
zerstört.
Und das, was dann nach weiteren 200 Jahren von der Burg
noch übrig oder schon wieder neu entstanden war, fiel 1640 dem von den
Schweden am Ende des Dreißigjährigen Krieges gelegten Flammen zum Opfer.
Die Reste der Burg wurden als Steinbruch missbraucht und dienten nur als Kulisse für den Weinanbau am Südhang der Burg.
Ein Arbeitsunfall im Steinbruch kann als die Rettung des weiteren Bestand der Burg angesehen werden.
Der am Anfang des 19.Jahrhunderts beginnende Wandertourismus macht
auch nicht vor der Rudelsurg halt. Auch wenn die Burg schwer erreichbar
war, galt doch schnell als „schönste aller Saaleburgen“ und entwickelte
eine entsprechende Anziehungskraft.
Vor allem im Saaletal wandernde Studenten aus Jena, Leipzig und Halle ließen es sich nicht nehmen, auf der Burg Rast zu machen.
Burgherren waren damals die Freiherren von Schönberg. Einer ihrer
ehemaligen Weinbergarbeiter, Gottlieb Wagner, genannt „Samiel“, kümmerte
sich als Burgwart zuerst um das verfallene Gemäuer und richtete dort im
Jahre 1824 die erste Gastwirtschaft ein. Im Jahre 1827 erkundigte sich
schließlich der Landrat des Kreises Naumburg beim Gutsherren, ob es
nicht möglich sei, die Ruine offiziell für Besucher zu öffnen. Ein
Fahrweg von Bad Kösen auf die Burg wurde gebaut.
Zu Ostern 1827 richtete Gottlieb Wagner in der Ruine die erste Schenke ein, die anfangs nur sonntags geöffnet war.
Durch die bessere Erreichbarkeit und die organisierte Bewirtung stieg
die Attraktivität der Burg beträchtlich. Die Zahl der Besucher wuchs an.
Gottlieb Wagner wurde bald zu einer Kultfigur der Jenenser Studenten.
Nach der Teufelsgestalt Samiel aus der im Jahre 1821 uraufgeführten Oper
Der Freischütz von Carl Maria von Weber erhielt er seinen Spitznamen.
Musikalisch
wird die Burg 1826 verewigt. Franz Kugler dichtet hier die berühmten
Zeilen des Liedes „An der Saale hellem Strande“. Im Jahre 1863 schuf
Hermann Allmers das Lied „Dort Saaleck, hier die Rudelsburg“, welches
noch heute als Erkennungslied der Corpsstudenten dient.
Gottlieb „Samiel“ Wagner betrieb seine Burgschenke mit Unterstützung
durch Frau, Tochter und Schwiegersohn rund 50 Jahre lang. Später wurde
die Schenke verpachtet. Der Pächter wurde verpflichtet, Samiel in einem
speziellen Raum in der Burg („Samielhöhle“) zu pflegen und zu versorgen.
Samiel starb im Jahre 1878 auf der Rudelsburg.